Reportagen ↓

2015-2023
with and without Assignment

«Vom Staunen erzählen»
2019-2022

→ Youtube

Im Winter 2021 stürzt in der Melchaaschlucht ein Dachs ab, was im Tagebuch eines Passanten vom 12. Dezember so notiert wird:«bruichid all sache es wurum?» Brauchen sie das?

Fotografieren bedeutet für Maximilian Lederer von Zeit zu Zeit den Argwohn, bei der Verteilung eines gefragten Guts mitzuwirken. Dass es sich mit Erinnerung ganz ähnlich verhalten kann, bemerkt er beim Beobachten seiner eigenen Alltagsaufnahmen. In der über mehrere Monate verteilten Schnittarbeit begegnet Lederer wiederholt sich selbst und dem Fabulieren, mit Worten aber auch durch Bilder. Von ihnen lässt sich nur schwer Aufrichtiges erzählen. Vom eigenen Wunsch, Worte zu finden, dafür umso mehr. 

In memoriam Hans Peter Klauser (1910-1989).

01-01-2019-31-12-2022
6953 recordings filmed on the iPhone
(c) maximilianlederer.ch

«Die Luft im Bitschgi»
2021

Die Finnen seien schweigsam. Es ist warm und die Blätter der Birken über uns rascheln ununterbrochen. Überall ist Licht und unter dem ausgebleichten Plastiktisch ein stattlicher Schatten. Jemand beisst in einen der letzten Äpfel vom Vortag und ich staune, wie lautlos sich der Raum aus dem Bitschgi zurück ins Rundherum vermengt. Woher sie wohl kommt, die Luft darin. Es ist Mittagszeit am Pyhälammi und wir frühstücken.

Jemand fragt Liisa, ob es denn stimme, dass die Finnen stille Menschen seien. Liisa ist von hier und hat vorhin einen der Unsrigen kilometerweit von hier entfernt auf einer Landstrasse gefunden und ihn mit dem Auto zu uns zurückgebracht. Sie schnauft schwer, hat braune Haut und ihre kleinen Augen lachen ständig. Wir alle sehen uns an und versuchen Gemeinsamkeiten übers Wörterbuch zu finden. Eigentlich ein gedehntes Dankeschön. Oft bleibt es lange völlig ruhig – ausser den Fingern, die in dem kleinen gelben Buch blättern und in den Bäumen.

Liisa sagt schliesslich Ja und sonst nichts weiter und ich frage mich, was genau die Frage eigentlich ernten wollte.




«Im Casino»
Dokumentation
2018-2023































Ich glaube, ich war zuvor noch nie in einem Fussballstadion. Am 28. April 2018 spielt Bern abends gegen Luzern Fussball. Für die Hiesigen wurde es der erste Meistertitel der letzten 32 Jahre. Ich habe habe die Bilder erst kürzlich angeschaut und hatte einen ersten Eindruck. ChatGPT findet dazu: «Beide Orte ziehen Menschen zusammen und schaffen ein starkes Gefühl der Gemeinschaft. Menschen erleben intensive Emotionen wie Spannung oder Ehrfurcht. In beiden Umgebungen gibt es bestimmte Rituale und Traditionen. Man trägt vielleicht Trikots und singt. Beide Orte sind oft architektonisch beeindruckend und können ein Gefühl von Erhabenheit vermitteln. Es gibt Symbole und Logos und Ikonisches. Kann ich dir sonst noch behilflich sein?»